Nach kurzer Zeit bereits ausverkauft – das jecke Zusammenleben geht auch in der Corona-Krise weiter!
„Die Pandemie zwingt uns nit in de Knee!“ – das ist das Motto des diesjährigen Sessionsordens der 1. Großen Karnevalsgesellschaft. Dem Anspruch haben KG-Präsident Marco Esch und KG-Literat Matthias Esch nun auch Taten folgen lassen. Am 23. und 24. Januar erlebte Sieglar die erste virtuelle Prunksitzung. Sie war wie auch die realen Sitzungen der 1. Großen KG … ausverkauft. In Windeseile war das gebuchte Kartenkontingent vergriffen! Hunderte Jecken hatten sich angemeldet.
Das Ereignis wurde auch in den sozialen Medien gefeiert. In Facebook gründete sich ein Fanclub der virtuellen Karnevalssitzung. Medien wie der Kölner-Stadt-Anzeiger berichteten vorab über das am Ende gelungene virtuelle Experiment, den Jecken auch in Zeiten von Corona etwas zu bieten.
Wer Karten gekauft hatte, konnte sich auf der Webseite des Streamingdienstes Jeckstream mit einem Code anmelden und 190 Minuten aktuelles Karnevalsprogramm genießen. Mit den Bands Bläck Fööss, Brings, de Höhner, Klüngelköpp, den Rabaue und der KG-Hausband, den Räubern, sowie den Rednern Martin Schopps und dem Sitzungspräsidenten.
Sieglarer Jecken hatten ihre häusliche Umgebung jeck eingerichtet – teilweise mit Luftschlangen, den Mützen und Orden ihrer Gesellschaften und einem Kölsch-Fässchen. Sie lebten an diesem Wochenende in diesen schwierigen Zeiten ein Stück karnevalistische Normalität.
Erinnerungen an vergangene Sitzungen in der Küz wurden wach. Die 1. Große KG Sieglar, immerhin schon 95 Jahre jung, zeigte sich auch im Word Wide Web erstaunlich vital. Gekonnt moderierte KG-Präsident Marco Esch durchs Programm. Die Bands präsentierten sich live auch mit neuem Material, das wir sonst auf zahllosen Sitzungen persönlich präsentiert bekommen hätten.
Highlights der virtuellen Prunksitzung:
Die Klüngelköpp flogen im Ballon, „wo die Stääne sin“ und beschworen ein Gefühl, das viele vermissen, die in Zeiten des Social Distancings in den eigenen Homeoffice-Wänden eingeschlossen sind.
Karneval ist, wenn man trotzdem lacht! Passend zur Krise interpretierten die Höhner ihren Klassiker Viva Colonia – „L.M.A.A. ihr Sorje – mer lääve dä Augenbleck …un dä es jenau jetz´!“ „Ihr müsst mal etwas näher an den Bildschirm kommen“, scherzte Frontmann Henning Krautmacher. Und: „Irgendwann sehen wir uns wieder!“ Ganz sicher! Es wird eine jecke Zeit nach Corona geben!
Es war virtuell und doch erstaunlich live! Die Bands spielten ihr Programm unglaublich dicht und real. So auch die Bläck Fööss in ihrem 50. Jubiläumsjahr. Sie interpretierten unter anderem ihren Klassiker vom „Stammbaum“, aber auch einen aktuellen Song, der sich mit der aktuellen Lage befasste. Wie man ihrer Webseite entnehmen kann, gibt es sogar eine „Fööss-Gesichtsmaske“.
Die Rabaue sangen und spielten ihre Corona-Hymne „Op eimol (Es alles anders)“. Der Song stammt im Original von den Schürzenjägern: „Auf amol is alles still“. „Leere Innenstädte, geschlossene Cafés und Kneipen – hier wird ein Karnevalslied zum Zeitzeugen.
Die Räuber präsentierten eine beeindruckenden A Capella-Version ihres Songs „Iwig öp de Ääd“ – Zitat:
„Fruh denk‘ ich zoröck
An unser jroßes Jlöck
Zwei de mir, dat wor Magie
Op eimol bes do fott
An nem schöne Ort
Do föhls keine Schmerze mieh.“
Karneval ist auch in Corona-Zeiten ein Gefühl. Beeindruckend!
In anfangs düsterer Beleuchtung starteten Brings. Sie präsentierten neben bekanntem Repertoire ihre neue Hymne „Mir singe Alaaf“. Im Refrain heißt es: „Un mir singe Alaaf, villeich e betzje stiller, un dat, wat do wor, kütt janz bestimmp baal widder“.
Wir von der 1. Großen Karnevalsgesellschaft Sieglar können ihnen da nur beipflichten. Es wird wiederkommen, und wir werden wieder gemeinsam feiern. Mit Brings und all den anderen, die wir gerne wiedersehen. Bis bald in der Küz!
Die Redner dieser virtuellen Prunksitzung:
Martin Schopps trug wie gewohnt wortgewandt seine Erfahrungen mit den Kids als Berufsschullehrer vor. So zitierte er eine fiktive Schülerin mit dem Satz: „Wieso soll ich Satzzeichen lernen, wenn ich Germany´s next Topmodel werden will?“ Zudem habe er Schüler, die Amazonen für weibliche Paketboten von DHL hielten.
Ein Highlight dieser Sitzung war der virtuelle Auftritt des Sitzungspräsidenten Volker Weininger. Er, der mit reichlich (alkoholfreiem) Bier einen volltrunkenen Brauchstums-pflegenden Sitzungspräsidenten mimt, nahm – natürlich – auch Ex-US-Präsident Donald Trump aufs Korn: „Die Stradivari unter den Arschgeigen“. Karneval darf das. Auch virtuell. Eine Pointe „für die Zielgruppe von RTL III“: für alle die glauben, die USA seien das Nachbarland von USB.
Zurück zum Anfang dieses Textes: Der Erfolg dieser von Marco Esch moderierten Prunksitzung zeigte: „Die Pandemie zwingt uns nit in de Knee!“ Wir waren in unseren Wohnungen zesamme und werden uns sicher auch persönlich wiedersehen!
Hunderte Jecken in Sieglar und Umgebung inszenierten ihre ganz persönliche von KG-Präsident Marco Esch moderierte Karnevalssitzung. Im Fanclub der virtuellen Karnevalssitzung in Sieglar wurden viele private Fotos hochgeladen, wie Lööre Jecken diese virtuelle Prunksitzung erlebt und genossen haben.