Die 1. Große KG Sieglar hat ihre Wurzeln in einem Wanderclub

Die Entstehung und spätere Gründung der 1. Großen KG Sieglar kann man in die Nachkriegszeit des 1. Weltkrieges eingliedern.

Eine Vereinschronik der 1. Große KG Sieglar von Christan Klein, Ehrenvorsitzender & Ehrenpräsident

Im Lokal der Witwe Peter Thiesen am Markt, dem späteren Pompe Jupp, setzten sich einige Schulkameraden und entlassene Soldaten aus dem 1. Weltkrieg  zusammen und gründeten einen Wanderclub, der sich WC 1803 nannte.

Jahreszeitlich bedingt fand der Wanderclub aber in den Wintermonaten nicht den richtigen Existenznachweis. Darum traf man  des Öfteren zum gemütlichen Schwatz zusammen. In der Folgezeit verlor man immer mehr das Interesse am Wandern und frönte daher mehr der gemütlichen Geselligkeit. 1925 entschloss man sich, die 1. Große Karnevalsgesellschaft Sieglar zu gründen.

Gemütliche Runden im Winter mündeten in den Karneval

Die Gründer waren: Jean Broicher, Johann Bröhl, Peter Breuch, Heinrich Engels, Peter Engels, Adolf Frey, Christian Königshausen, Wilhelm Kossmann, Wilhelm Lehmacher, Christian Over, Heinrich und Johann Offermann, Michael Pilger und Johann Schmidt.

Jean Broicher wurde als 1. Präsident gewählt und unter seiner Leitung wurde die erste Sitzung am 10. Januar 1926 nach mühevoller Arbeit im Saale Bröhl abgehalten. Wilhelm Kossmann war der Protokollarius. Das Programm umfasste acht Büttenredner und zwei Stimmungssänger. Diese befassten sich ausschließlich mit der Dorfpolitik sowie den Reisen in die Städte der näheren Umgebung. Die heimatlichen Beziehungen wie „em Dobfestal, et Käjeldresch, am Möllebersch met der vorgelagerten Jrenskuhl, oder et Bönnsche Pätsche un et Booms Jässje“ kamen sehr oft zur Sprache. Die Gesellschaft und ihre Sitzungen fanden regen Zuspruch. Ab 1928 bestiegen bei jeder Sitzung auch drei Frauen die Bütt. Es waren: Evelyne Brenig, Kathi Engels und Helene Bussbach.
Die Präsidentschaft wechselte in den 30er-Jahren von Jean Broicher über Jean Orth zu Jean Beu.

Schwere Zeiten für den rheinischen Karneval

Jeglicher Humor wurde aber schon 1933 verboten, als man in Berlin einen Gefreiten an die Spitze der Nation stellte. Die neuen Herren sahen es gar nicht gern, wenn man den Leuten aufs Maul schaute, seine Witze machte und die Wahrheit sagte.

So ging die 1. Große KG Sieglar einer schweren Zeit entgegen. Man war in den darauf folgenden Jahren nicht in der Lage, Sitzungen öffentlich zu veranstalten. Es fehlte bis 1945 einfach alles, sogar Humor. Die Mitglieder der 1. Großen KG Sieglar trafen sich gelegentlich in einem kleinen Kreis.
Ungebrochener Lebenswille und die Liebe zur Heimat beflügelte einige alte Karnevalsfreunde nach dem schrecklichen Krieg, die 1. Große KG wiederzubeleben, was auch guten Erfolg hatte. Sie warben mit viel Eifer und Mühe neue Mitglieder. Schon in kürzester Zeit standen der Gesellschaft rund 30 aktive Mitglieder zur Verfügung, so dass schon bald die ersten Sitzungen stattfinden konnten. Hier sind besonders Christian Hagen und Christian Ohren zu erwähnen, die mit viel Eifer und Tatkraft für die Gesellschaft da waren.
In der ersten Generalversammlung wurden Christian Hagen zum Präsidenten und Mathias Heil zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Hurra, wir leben noch!

Die ersten Sitzungen waren immer ausverkauft, denn man konnte merken, dass die Bevölkerung nach langen Kriegsjahren wieder auf Vergnügen aus war. Man wollte sich für die lange Zeit der karnevalistischen Abstinenz entschädigen.

Anfang der 50er-Jahre wurden bis zu drei Sitzungen pro Session durchgeführt. Die Programme waren erstklassig und mit vielen auswärtigen Kräften besetzt. Den größten Erfolg aber hatten unsere einheimischen Kräfte, allen voran unser aktives Mitglied und Ehrensenator Jupp Florin.

Ferner wirkten mit: Christian Ohren, Heinz Ersfeld, Helene Schneider, Hans Hellmund, Gertrud und Annemie Schopp.

Ab 1951 wurde für die Sitzungen ein Page gesucht, der beim Einmarsch des Elferrats das Ordenskissen trug und während der Sitzungen als Bote für den Präsidenten fungierte. Nach einigem Suchen fand man in Christian Klein einen Knaben, der geeignet schien, dieses karnevalistische Amt zu übernehmen. Zu dieser Zeit ahnte man noch nicht, das Christian Klein einmal für lange Zeit an der Spitze der Gesellschaft, der er bis heute noch die Treue hält, Verantwortung übernehmen würde.

Die vier noch lebenden Gründer beim 40-jährigen Vereinsjubiläum

Von links: Heinrich Engels, Christian Königshausen, Christian Over, Michael Pilger

Erfolge, finanzielle Sicherheit und eine Marktlücke für damalige Verhältnisse veranlasste den Vorstand der KG, ein eigenes Damentanzkorps aufzubauen. Man fand in Marianne Berg eine tänzerische und musikalisch begabte junge Frau, die das Einstudieren der Tänze vornahm und selbst als Funkenmariechen, später als Tanzoffizier fungierte. Der damalige 2. Vorsitzende Wilhelm Gymnich übernahm als Kommandant die organisatorische Leitung des Tanzkorps. Das Koprs entwickelte sich von Jahr zu Jahr besser und zählte bald zu den erfolgreichsten im Rheinland. In den Kölner Sälen Gürzenich, Flora, Sartory und Börse, sowie Auftritte bis nach Holland waren eine Selbstverständlichkeit. Die Führungskräfte konnten sich aber aus privaten und beruflichen Gründen nicht mehr um das Korps kümmern. So war es nicht verwunderlich, dass dieses schmucke Damenkorps aufgelöst wurde.

Wilhelm Gymnich übernahm 1958 den 1. Vorsitz und das Amt des Präsidenten. Unsere damaligen Senatoren waren: Jean Broicher, Jupp Florin, Heinz Ersfeld und Adolf Engels.
Besonders Adolf Engels stand der Gesellschaft jahrzehntelang mit Rat und finanzieller Unterstützung zur Seite.

Die 60er-Jahre und der Übergang zu Christian Klein im Präsidentenamt

In den folgenden Jahren wurden die Sitzungen, die früher im Saal Bornheim stattfanden, im Saal Zur Küz durchgeführt.
Wilhelm Gymnich führte die 1. Große Karnevalsgesellschaft über ein erfolgreiches 40-jähriges Bestehen hinaus und übergab 1969 die Präsidentschaft sowie den 1. Vorsitz an unseren langjährigen 2. Vorsitzenden und Vizepräsidenten Christian Klein.

Unter ihrem neuen 1. Vorsitzenden und Präsidenten Christian Klein wurden in den folgenden Jahren die Sitzungen unter Mithilfe der Sportfreunde Sieglar, Abteilung Alte Herren, durchgeführt, was bis zum heutigen Tag noch Bestand hat. Hierbei sei besonders unser Mitglied Alois Jungbluth zu erwähnen, der mit unermüdlichem Fleiß und fachlichem Können mit seiner tollen Mannschaft dazu beiträgt, dass unsere Sitzungen zu einem vollen Erfolg wurden. Hierfür Alois Jungbluth und seiner Mannschaft herzlichen Dank im Namen der Gesellschaft.

Die 70er-Jahre und der Karneval im Zelt

Nach der Session 1973 wurde aus baulichen Gründen der Saal Zur Küz geschlossen, so dass die Sieglarer Bevölkerung ohne Saal für ihre Veranstaltungen war. In einer Ortsringsitzung wurde beschlossen, für die Session 1974 ein Festzelt auf dem Marktplatz aufzubauen, wo neben Prinzenproklamation, Prinzenball, Fest der älteren Bürger, Kindersitzung auch ein Klassentreffen einiger Jahrgänge durchgeführt wurde. Selbst ein Empfang unserer Partnerstadt Evry aus Frankreich wurde im Festzelt durchgeführt. Die riesige Resonanz der Veranstaltungen im Festzelt veranlasste den Ortsring unter ihrem damaligen Vorsitzenden Josef Ludwig auch in den kommenden Jahren, solange kein Saal zur Verfügung stand, ein Festzelt aufzubauen. Heinrich Boss als 1. Vorsitzender des Angelsportvereins und Hans Plugge, Geschäftsführer des Ortsrings, sind für die Leitung und Organisation besonders zu erwähnen, ebenso das Ehepaar Henny und Hans Josef Florin, die beim Zeltbau für das leibliche Wohl sorgten.

Die 80er-Jahre und die erste Prinzenproklamation in der Küz

Nach Jahren im Festzelt fand 1983 die erste Prinzenproklamation in der renovierten Küz statt. Präsident Christian Klein konnte im ausverkauften Saal den Gästen ein sehr gutes Programm ankündigen. Dass dies wahr wurde, dafür hatte unser Literat Matthias Esch gesorgt. Matthias Esch, seit 1963 Mitglied unserer Gesellschaft, wurde im Jahr 1973 zum 1. Kassierer gewählt und übernahm auch später das wichtige Amt des Literaten, welches er bis heute noch innehat. Es folgten für die Gesellschaft mit dem Präsidenten Christian Klein und Literaten Matthias Esch erfolgreiche Jahre. Der Name der 1. Großen KG war bald in Karnevalskreisen in aller Munde.

Auch wurde mit der Ernennung einiger Senatoren in unserer Gesellschaft eine alte Tradition fortgesetzt. Unser 1. Senator wurde Josef Esch. Ihm folgten Theo Hauber, Josef Rahm, Hubert Richarz, Wolfgang Pütz, Walter Bieber, Hans-Werner Uerdingen, Leo Rodenkirchen und Rolf Apel. Ihnen allen für ihr Wohlwollen und Treue zu unserer Gesellschaft herzlichen Dank.

Mittlerweile hat Christian Klein das Amt des 1. Vorsitzenden nach 11 Jahren an den langjährigen 2. Vorsitzenden Franz Schmidt abgegeben. Nach Franz Schmidt folgten Heinz-Josef Robertz und Mathias Wolf.
Ab 1995 ist Eddy Schell 1. Vorsitzender der Gesellschaft. Hartmut Fink fungierte zwei Jahre als Präsident.
Sein 25-jähriges Jubiläum als Präsident nahm Christian Klein zum Anlass, dieses Amt an einen Jüngeren zu übergeben. Er war es auch, der unseren heutigen Präsidenten Marco Esch vorschlug, denn er hatte schon früh erkannt, welch karnevalistisches Talent in Marco Esch schlummerte.

Der neue KG-Präsident Marco Esch, die Jahrtausendwende, das 75. Jubiläum und 13 Senatoren

Unser Präsident Marco Esch sowie unser 1. Vorsitzender Eddy Schell führten die 1. Große KG Sieglar im Jahr 2000 ins 75-jährige Vereinsjubiläum.

Unser 75-jähriges Vereinsjubiläum feierten wir mit einem Gottesdienst für die Lebenden und Verstorbenen der 1. Großen KG Sieglar. Im Anschluss an den Gottesdienst ging es mit Musik zur Küz, wo die KG mit ihren Mitgliedern, Senatoren, Freunden und Gönnern bei einem gemütlichen Abend das Vereinsjubiläum beging.

Nach den Festreden und Gratulationen gab es noch einige Auszeichnungen und Ehrungen. So wurde Jakob Tillenburg zum 13. Senator unserer Gesellschaft ernannt und unser Ehrenpräsident Christian Klein mit dem höchsten Orden des BDK, dem Verdienstorden in Gold mit Brillanten, ausgezeichnet. Im Anschluss an den Festakt lud unser Präsident Marco Esch zum kalt-warmen Büffet, das keine Wünsche offen ließ. Frisch gestärkt konnte unser Präsident Marco Esch den karnevalistischen Teil des Abends eröffnen. Unser Literat Matthias Esch hatte für diesen Abend das Duo von der Rednerschule des Festkomitees Kölner Karneval verpflichtet. Höhepunkt des Abends war aber ein anderthalbstündiges Konzert der Höhner. Die Veranstaltung endete mit einem riesigen Feuerwerk. Dank an den Literaten und Organisator unserer Gesellschaft, Matthias Esch.

Festhalten möchte ich noch, dass unsere Gesellschaft neben der Prinzenproklamation, einer Herrensitzung seit 1999 auch noch eine Mädchensitzung veranstaltet. Dies alles ist nur möglich dank der organisatorischen Fähigkeiten von Matthias Esch. In der Hoffnung, dass Du uns noch viele Jahre als Literat mit deinem karnevalistischen Weitblick zur Verfügung stehst, sagen wir Dir vielen herzlichen Dank.

Alle Sitzungen wurden und werden von unserem singenden Präsidenten Marco Esch mit Bravour geleitet. Auch Dir, lieber Marco, vielen Dank für Deine Arbeit.
Dank sagen möchte ich auch unserem 1. Vorsitzenden Eddy Schell, dem gesamten Vorstand sowie den Elferräten und den aktiven Mitgliedern für ihr unermüdliches Engagement für unsere Gesellschaft.
Festzuhalten wäre noch, dass unsere Gesellschaft jährlich einen gemütlichen Abend in größerem Rahmen mit rund 230 Personen durchgeführt hat. Diese Veranstaltung endet jeweils mit einem Gala-Konzert der „Höhner“ und der „Paveier“.

Weitere Senatoren und ein Senatspräsident Matthias Esch

Auch konnte unser Präsident Marco Esch in den letzten Jahren mit Thomas Gerhard, Hubert Schäfer und Dr. Peter Hülzer neue Senatoren für die 1. Große KG ernennen.
2002 wurde unserem Literaten Matthias Esch eine neue Auszeichnung verliehen. Die Senatoren wählten ihn zu ihrem Senats-Präsidenten.
Nicht unerwähnt bleiben sollte die in den letzen Jahren durchgeführte Schiffstour zu den Kölner Lichtern, die für unsere Mitglieder und ihre Damen stets ein wunderbares Erlebnis war.

Leider hat unsere Gesellschaft in den letzten vier Jahren mit Willi Schumacher, Peter Henseler, Franz Schmidt und Hans Schulte vier verdienstvolle und treue Mitglieder durch allzu frühen Tod verloren. Sie werden uns immer in guter Erinnerung bleiben.

Vorstand und Mitglieder werden auch in den kommenden Jahren bemüht sein, karnevalistisches Brauchtum zu pflegen, zum Wohle der Bürger unseres Heimatortes Sieglar und unserer Gesellschaft. Loor Alaaf!

Christian Klein, Ehrenvorsitzender & Ehrenpräsident,
im September 2004

1. Große KG Sieglar: Vereinschronik von Christian Klein